Ein Wort zu Mobbing

In der Geschichte "Jaron auf den Spuren des Glücks" machen Vinnie Wildschwein und Marvin Marder den anderen Tierkindern, insbesondere dem jungen Fuchs Jaron, das Leben schwer. Es handelt sich dabei nicht um einen Streit oder Konflikt zwischen Schülern, sondern um ein systematisches Fertigmachen von Unterlegenen.

Leider erleben wir immer wieder, dass Erwachsene bei Mobbing sehr lange nicht reagieren oder den Kindern viel zu simple, nicht durchführbare oder sogar schädliche Ratschläge mit auf den Weg geben, wie: „Ignoriere sie!“, „Du musst dich halt wehren!“, „Es braucht dich doch nicht zu kümmern, was andere sagen“, oder „Für einen Konflikt braucht es immer zwei.“

Solche Aussagen führen dazu, dass von Mobbing betroffene Kinder sich mit der Zeit nicht mehr trauen, Erwachsenen von ihrem Leid zu berichten.  

Kinder können sich meist nicht alleine aus einer Mobbing-Situation befreien! Sie sind auf Hilfe angewiesen.

In dieser Geschichte hat Jaron das seltene Glück, dass diese Hilfe in Form von neuen Freunden kommt, die ihm den Rücken stärken und schließlich beherzt eingreifen, als er attackiert wird. In der Realität können Mobbingsituationen jedoch meist nur durch Hilfe von außen aufgelöst werden. Wir alle - Lehrkräfte, Schulleitungen sowie Eltern - sind in der Pflicht, uns diesem Thema anzunehmen und bei Mobbing rasch und entschieden einzugreifen. 

Falls Sie Lehrer/in sind und dieses Buch als Klassenlektüre nutzen, kann Ihnen Jarons Geschichte unter anderem dabei helfen, Mobbing in der Klasse zu thematisieren.

Eine konkrete Anleitung zu Mobingprävention mit Videobeispiel und einer Übung für den Unterricht finden Sie gleich hier:

Mobbing-Prävention für Schulklassen: eine Anleitung für Lehrer/innen

Verschiedene Tierkinder gehen zusammen zur Waldschule. Der Hase wird seit Kurzem immer wieder gehänselt, nun spitzt sich die Lage weiter zu und entwickelt sich zu einer Mobbingsituation.

Der folgende Kurzfilm soll Lehrkräften die Möglichkeit bieten, das Thema Mobbing in der Klasse präventiv anzugehen und die Kinder zu sensibilisieren:

Schritt-für-Schritt-Anleitung

Teilen Sie jedem Klassenmitglied im Vorfeld eine Rollenkarte aus, auf welcher ein Tier aus dem Kurzfilm abgebildet ist. Nun folgt der Beobachtungsauftrag: «Ihr dürft euch nun ein kurzes Video ansehen. Achtet bitte ganz genau auf das Tier, das auf eurer Karte zu sehen ist und überlegt euch, wie sich dieses Tier fühlt. (Achtung: Vermeiden Sie unbedingt, dass die Hasen-Karte einem Kind zugewiesen wird, das (vermutlich) von Mobbing betroffen ist!). Nun gehen alle Kinder, die dieselbe Tierkarte haben, in Kleingruppen zusammen. Sie diskutieren miteinander darüber, wie sich „ihr Tier“ im Film fühlte. Anschließend wird durchgemischt. Nun gehen jeweils eine Füchsin, ein Eichhörnchen, ein Bär, ein Biber und ein Fuchs zusammen. In dieser Gruppe brainstormen die Schüler/innen, wie man konkret vorgehen kann, damit sich der Hase wieder wohler fühlt.

Lernziele:

  • In der Auseinandersetzung mit dem Film können die Schüler/innen lernen:
  • Konflikte von Mobbing zu unterscheiden
  • Sich in ein von Mobbing betroffenes Kind einzufühlen und die Tragweite einer solchen Situation zu begreifen
  • Lösungen zu finden, wenn sie selbst oder ein/e Mitschüler/in von anderen attackiert wird.

Wie erkenne ich Mobbing?

Bei Mobbing liegt ein Machtungleichgewicht vor: eine Gruppe traktiert ein einzelnes Kind systematisch über einen längeren Zeitraum, wobei sich dieses nicht wehren oder aus der Situation befreien kann. Viele dieser Momente wirken -wenn man sie einzeln ansieht- „gar nicht so tragisch“ oder „witzig“. Für ein von Mobbing betroffenes Kind bedeuten diese Aktionen jedoch zu einem massiven Stress. Sie führen ihm immer wieder vor Augen, dass die anderen Kinder es ablehnen und es keinen Platz in der Gruppe hat. Das betroffene Kind findet sich nun in einer lose-lose-Position wieder. Wehrt es sich nicht, gilt es bei den Akteuren als Feigling. Widersetzt es sich dem Mobbing, ist es gleich „die Petze“ oder läuft Gefahr, dass die Akteuere es ihm heimzahlen werden.

Wie entsteht Mobbing?

Mobbing ist ein Gruppenphänomen. Häufig entsteht aus gelegentlichen Hänseleien mit der Zeit eine Eigendynamik, die die einzelnen Kinder nicht mehr überblicken können.

Wie kann man bei Mobbing intervenieren?

Im Video wird den Kindern vor Augen geführt, dass nicht ein einzelner „Täter“ das „Opfer“ mobbt. Vielmehr ist die gesamte Gruppe in das Geschehen involviert:

 

Die Füchsin ist eine Akteurin – sie überlegt sich die jeweils nächsten Attacken und treibt die anderen an, sich zu beteiligen.

Das Eichhörnchen unterstützt die Füchsin. Vermutlcih will sie bei der Füchsin gut dastehen.

Dem Bären sind die Hänseleien der anderen gar nicht recht. Er möchte sich eigentlich gerne für den Hasen einsetzen, kann sich aber nicht dazu durchringen.

Der Biber ergreift aktiv Partei für den Hasen, indem er sich klar gegen das Mobbing positioniert und sich schließlich an den Lehrer Dachs wendet.

Der Wolf beteiligt sich zwar nicht persönlich an den Aktionen, findet sie aber witzig. Durch sein Gekicher zeigt er der Füchsin und dem Waschbären, dass er ihre Taten billigt.

Die Eule versucht, sich fern zu halten. Wahrscheinlich hat sie Angst davor, selbst unter die Räder zu kommen.

Indem sich Ihre Klasse mit dem Video auseinandersetzt, sollen die Kinder verstehen, dass Füchsin und Waschbär das Mobbing nur deshalb durchführen können, weil die restlichen Tiere sie decken, durch ihr Gelächter unterstützen oder nicht hinschauen. Beim Brainstorming nach Lösungen sollen die Schüler/innen auch registrieren, dass jedes einzelne Tier dem Hasen helfen könnte, wenn es Verantwortung übernimmt.

Wie gehe ich vor, wenn ein/e meiner Schüler/innen von Mobbing betroffen ist?

Wichtig: Bleiben Sie unbedingt auf der symbolischen Ebene mit den Tieren und lassen Sie sich nicht dazu hinreißen, auf einzelne Vorfälle in Ihrer Klasse zu diskutieren. Die Kinder können sich vorbehaltloser und mit weniger Scham in das von Mobbing betroffene Kind einfühlen und Lösungen generieren, wenn sie sich nicht direkt angegriffen oder „enttarnt“ fühlen.

Vertrauen Sie darauf, dass den Kindern der Transfer in den Alltag gelingen wird und behalten Sie die Situation weiterhin gut im Blick.

Wenn sich die Lage innert zwei Wochen nicht wesentlich zum Guten wendet, ist es ratsam, weitere Schritte einzuleiten. Hier kann der sogenannte «No Blame Approach» weiterhelfen. Wie Sie als Lehrer/in dabei vorgehen, lesen Sie hier. Vielleicht kann Ihnen Ihr/e Schulsozialarbeiter/in zu Hand gehen. In unserem folgenden Video sehen Sie exemplarisch, wie der „No Blame Approach“ angewendet wird:

 

 

 

Akademie für Lerncoaching
Albulastrasse 57
8048 Zürich

Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!