Mobbing

Cybermobbing

Ein Leben ohne Handy oder Internet ist kaum mehr vorstellbar. Auch unsere Kinder und Jugendlichen lernen heute von klein auf Bildschirmmedien kennen- eine Tatsache, die „Fluch und Segen“ bedeuten kann. Handy und Internet können zum weltweiten Austausch mit Freunden genutzt werden, zu kostenlosen Unterhaltungen oder zur Informationsbeschaffung. Insbesondere das Internet stellt jedoch auf der anderen Seite auch ein hohes Maß an Anonymität bereit und „eignet“ sich damit auch zu absichtlichem Schikanieren, Beleidigen, Hänseln, Bedrohen oder  Belästigen anderer ohne dabei seine wahre Identität Preis geben zu müssen. Dieses Phänomen wird als „Cybermobbing“ bezeichnet.

Die häufigste Form des Cybermobbings ist die Verbreitung von Gerüchten, Fotomontagen, Videos oder beleidigenden Nachrichten über das Internet - auf social media (Instagram, Snapchat, Facebook, google +) oder in Chats (z.B. Whatsapp). Oftmals gehen die Aktionen von Mitschülern aus. Cybermobbing findet sich oftmals in den weiterführenden Schulen.

Cybermobbing ist aus verschiedenen Gründen ein ernst zu nehmendes Problem: Sind Videos, private Fotos, Gerüchte, Beleidigungen oder Bedrohungen erst einmal online gestellt, können sie problemlos kopiert, weiter verbreitet und heruntergeladen werden. Das Ausmass ist für das Opfer kaum mehr absehbar, eine Handhabe gegen die Täter gestaltet sich oft als äussert mühsam und schwierig. Einfach landen die Daten im Netz, schwierig bis gar nicht sind sie dort wieder entfernbar. Nicht zu wissen, wer hinter den Angriffen steckt und nicht absehen zu können, wer von privaten Bildern, gemeinen Fotomontagen oder Gerüchten weiss, ist für die betroffenen Kinder und Jugendlichen äusserst belastend.

Einige Beispiele für Cybermobbing:

Ben loggt sich in Jasmins Emailkonto ein und versendet in ihrem Namen beleidigende Nachrichten an ihre Freundesliste und leitet private Nachrichten weiter

Sandra schreibt in einem sozialen Netzwerk, z.B. Facebook, wiederholt gemeine Kommentare („Du fette Kuh“) unter Fotos, die Katharina in ihrem Profil hoch geladen hat

Lisa filmt mit ihrer Handykamera wie einige Mitschüler ein anderes Kind auf dem Pausenhof hänseln und verhauen. Sie stellt den Film anschließend auf eine Videoplattform (z.B. YouTube) und sendet den Link dazu an ihre Klassenkameraden.

Bernd gründet eine „Hassgruppe“ gegen Paul und bittet seine Freunde, dieser beizutreten. In der „Hassgruppe“ ziehen die Schüler gemeinsam über Paul her, verbreiten Gerüchte und Beleidigungen.

Nach einem Streit veröffentlicht Clara pikante Badefotos aus dem letzten gemeinsamen Urlaub von ihrer ehemals besten Freundin im Internet

Unter einem gefälschten Profil versucht Herr W. sich das Vertrauen verschiedener Jugendlicher zu erschleichen, um sie dazu zu überreden, sich mit einer Webcam aufzunehmen

Viele Jugendliche halten Cybermobbingattacken wie jene im Beispiel für Spaß und können die Folgen für das Opfer nicht abschätzen. Dies hängt sicherlich auch damit zusammen, dass Cybermobbing für die Täter/innen vergleichsweise „einfach“ über einen längeren Zeitraum aufrecht erhalten werden kann. Denn soziale Netzwerke können dazu missbraucht werden, gefälschte Identitätskonten, sogenannte „Fake- Accounts“ anzulegen, von denen aus die Täter ihr Opfer unter dem Deckmantel der Anonymität systematisch „fertig machen können“. Auch das Hochladen von Bildern und Videos gelingt ebenso wie deren Weiterverbreitung im Internet sehr schnell.

Prävention ist alles

Cybermobbing sollte in jedem Fall ein Thema in der Schule sein! Ob ein Projekttag oder eine Aufklärungsstunde mit der Klassenlehrkraft- Kinder und Jugendliche müssen erfahren, welche Konsequenzen ihr Handeln mit neuen Kommunikationsmitteln haben kann. Vielen Schülern ist nicht bewusst, dass sie sich mit solchen Aktionen auch als Minderjährige strafbar machen.

Zudem sollten Jugendliche davon erfahren, dass Informationen kaum mehr aus dem Netz entfernbar sind und unter Umständen große Nachteile mit sich bringen können („Stellt euch einmal vor, ihr bewerbt euch auf eine Stelle und euer Arbeitgeber findet unter der Eingabe eures Namens pikante Party-Fotos, Hassbeiträge o.ä….“). Kinder und Jugendliche müssen lernen, verantwortungsvoll mit ihren eigenen und den Daten anderer umzugehen und müssen für die Besonderheiten des Internets sensibilisiert werden. Auch mögliche Interventionen bei Cybermobbingattacken sollten zur Aufklärungsarbeit gehören.

Zur Cybermobbingprävention gehört zum Beispiel auch eine einheitliche Schulregel, die das Aufnehmen von Videos auf dem gesamten Schulgelände und während der Schule sowie der Pausen verbietet.

Eltern können Kindern und Jugendlichen helfen, indem sie sie möglichst früh mit den Regeln für die Benutzung von Mobiltelefonen und Internet vertraut machen:

  • Gib deine persönlichen Daten, Bilder und Videos niemals an Fremde weiter!
  • Sage niemandem deine Passwörter!
  • Sei vorsichtig! Im Internet ist nicht jeder der, der er vorgibt
  • Benutze nicht deinen eigenen Namen, sondern einen Namen, der keine Rückschlüsse auf deine Person zulässt, für Emailadresse, Nutzernamen und Konten für soziale Netzwerke, Chats & Foren!
  • Überlege dir genau, wen du in deine Freundesliste aufnimmst und mit wem du welche Inhalte teilst. Im Zweifelsfall gilt: Würdest du es deinen Eltern & Lehrern zeigen wollen? Wenn nein, lade es nicht hoch!
  • Achte auf die Privatsphäreeinstellungen in sozialen Netzwerken. Nur deine engsten Freunde sollten auf deine Inhalte zugreifen können!
  • Betätige die „Sperren/Blockieren/Melden“- Taste, wenn du dich von einem Nutzer belästigt fühlst oder ein Bild von dir ohne deine Zustimmung hochgeladen wurde
  • Brich den Kontakt zu beleidigenden Gesprächspartnern sofort ab und sperre den Nutzer
  • Wende dich an uns oder an deinen Lehrer, wenn du dich via Internet oder Handy bedroht/ungerecht behandelt/beleidigt fühlst

Schüler sollten ausserdem wissen, wie sie im Falle eines „Cybermobbingangriffes“ Beweise sicher stellen können. Dies funktioniert beispielsweise über das Anfertigen eines Screenshots.

Die meisten Chatrooms, sozialen Netzwerke und Videoportale verfügen über eine „Melden“ , „Sperren“ oder „Ignorieren“ Funktion. Beleidigende Teilnehmer, kritische Fotos oder Videos sollen sofort gemeldet, gesperrt oder blockiert werden. Dabei kann fast immer angegeben werden, warum der Nutzer, das Bild oder das Video gemeldet/gesperrt/blockiert/ignoriert wird (z.B. weil die Persönlichkeitsrechte verletzt werden). Der Betreiber kann dann nach einer Prüfung des Sachverhaltes bestimmte Nutzer sperren, löschen oder Bilder herausnehmen. Es ist hilfreich, wenn Kinder und Jugendliche diese Funktion kennen und lernen, diese zu benutzen.

Bei Beleidigungen oder Bedrohungen über Chat ist es ratsam, die Handynummer zu wechseln. Die Anschaffung einer neuen SIM Karte kann hier dem Spuk ein schnelles Ende bereiten.

In Cybermobbingfällen über Email können die beleidigenden Nachrichten als „Spam“ markiert werden- sie landen damit direkt im Papierkorb.

Eine der wichtigsten Präventionsformen gegen Cybermobbing ist allerdings die Privatsphäreeinstellung. Viele Jugendliche möchten ihre Erlebnisse am liebsten mit der ganzen Welt teilen und gehen leichtfertig mit ihren Daten um. Wenn Sie sich unsicher sind, googlen Sie doch einmal den Namen Ihres Kindes, um zu sehen, welche Informationen frei zugänglich sind. In sozialen Netzwerken wie Facebook oder Schülervz können die Jugendlichen unter „Einstellungen- Privatsphäreeinstellungen“ auswählen, wer ihre Statusberichte, Fotos, Videos und Co sehen und auf ihr Profil zugreifen darf. Hier wäre es ratsam jeweils die „nur Freunde“ Einstellung auszuwählen und das Profil auf keinen Fall als „öffentlich“ zu kennzeichnen, da sonst jedermann mit Internetzugang das Profil ansehen kann. Auch die „Freunde von Freunden“ Privatsphäreeinstellung sollten Eltern mit ihren Kindern/Jugendlichen kritisch diskutieren. Oft haben die Jugendlichen selbst keinen Einblick, wer mit wem „virtuell befreundet“ ist. Gute Fragen könnten dazu sein „Wieviele Freunde/ Follower hast du auf Instagram/Snapchat/Facebook/XY? Wieviele Freunde hat jeder von deinen Freunden auf XY? Das sind ja zusammengerechnet insgesamt XX Personen, die dein Profil sehen können, wenn du die Privatsphäreeinstellung auf „Freunde von Freunden“ hast…. Ganz schön viele, um alles über dich zu wissen. Denkst du darunter gibt es auch Leute, die du gar nicht leiden kannst? Würdest du wollen, dass die alles über dich wissen? Ich fände es gut, wenn du das selbst im Griff behältst. Schau mal hier ist die Privatsphäreeinstellung „Nur Freunde“, dann sehen es wirklich nur die, die du auch wirklich magst und persönlich kennst…“

Das Leben der Jugendlichen spielt sich heute zum Großteil im virtuellen Raum ab. Gerade deshalb ist es so wichtig, dass sie möglichst früh kompetent im Umgang mit Medien werden und über die Risiken und Schutzmöglichkeiten Bescheid wissen. Eltern können Kinder unterstützen, indem sie sie aufklären und sensibilisieren oder sich an den Elternbeirat wenden, um das Thema „Medienkompetenz/ Cybermobbing“ auf die Agenda der Schule zu bringen.

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