Lernmotivation: 10 Kurztipps
Die folgenden zehn Tipps zum Thema Lernmotivation erschienen nach und nach auf unserer Facebook-Seite.
Falls Sie mehr zu den Themen Motivation, Konzentration und Selbstwirksamkeit wissen möchten, empfehlen wir Ihnen gerne unseren kostenlosen Online-Kurs "Mit Kindern lernen"
Viel Spaß beim Lesen und viel Erfolg beim Umsetzen!
Texte: Fabian Grolimund und Stefanie Rietzler
Lernmotivation Tipp 1: Wann sind wir motiviert?
Viele Eltern möchten, dass ihre Kinder - vor allem in der Schule und bei den Hausaufgaben - mehr Motivation zeigen. Dabei ist es hilfreich, wenn wir uns zuerst überlegen, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit Kinder (und Erwachsene) motiviert sind. Diese Voraussetzungen lassen sich durch drei Fragen beschreiben:
1. Muss ich überhaupt (heute) etwas tun?
2. Fühle ich mich in der Lage / fähig, das zu tun?
3. Ist mir diese Tätigkeit oder deren Resultat wichtig?
Die Schwierigkeit dabei: Jede Frage muss mit "ja" beantwortet werden, damit wir bereit sind, etwas zu tun:
3 x ja = Motivation
Wir haben damit drei unterschiedliche Gründe, weshalb ein Kind unmotiviert sein könnte:
1. Es ist unterfordert oder sieht nicht ein, weshalb es schon jetzt etwas tun sollte (wo die Hausaufgabe doch erst in drei Tagen fällig ist).
2. Es ist tatsächlich überfordert oder unterschätzt seine Fähigkeiten.
3. Das Kind sieht keinen Sinn in dieser Tätigkeit / dem gelehrten Stoff.
Je nachdem benötigt ein Kind auch andere Hilfestellungen:
1. Ein unterfordertes Kind sollte gefordert werden.
2. Überforderte und hilflose Kinder benötigen Erfolgserlebnisse, Eltern die sich mit ihnen über kleine Fortschritte freuen können und das Gefühl, dass die eigenen Anstrengungen zu Verbesserungen führen.
3. Kinder, denen die Schule und das Lernen nicht wichtig ist, müssen Zusammenhänge zwischen dem Schulstoff und ihrem Leben klarer erkennen können. Sie benötigen zudem Anerkennung für ihre Anstrengungen, Ermutigung und klare Erwartungen.
Sehen wir uns dazu einige Motivationstipps für den Alltag an.
Lernmotivation Tipp 2: Anerkennung
Uns allen fällt die Arbeit leichter, wenn wir dafür Anerkennung erhalten. Sie lässt sich über positive Rückmeldungen und Lob ausdrücken, wobei nicht jede Art von Lob gleich förderlich ist.
Welche Art von Rückmeldungen welche Wirkung zeigt, wollte die Professorin Carol Dweck der Uni Standford genauer wissen. Sie unterteilte 400 Kinder in drei Gruppen und ließ diese verschiedene Aufgaben lösen. Den Kindern aller Gruppen sagte sie nach dem Lösen der Aufgaben, dass sie gut abgeschnitten und 80% der Aufgaben richtig gelöst hätten.
Den Kindern der Gruppe 1 teilte sie zusätzlich mit, dass sie sehr intelligent sein müssten, wenn sie so viele Aufgaben gelöst hätten.
Die Kinder der Gruppe 2 bekamen zu hören, dass sie sich ganz schön angestrengt haben müssen, um so gut abzuschneiden.
Die Kinder der Gruppe 3 erhielten keine weitere Rückmeldung.
Danach hatte die Professorin den folgenden Vorschlag für die Kinder: "Du kannst nun entweder eine schwierige Aufgabe lösen oder eine leichte. Bei der schwierigen ist es nicht gesagt, dass du sie lösen kannst - du kannst aber sicher etwas dabei lernen. Die einfache Aufgabe kannst du bestimmt lösen - du lernst aber nichts dabei. Welche Aufgabe soll ich dir geben?"
Wie viele Kinder wählten nun die schwierigere Aufgabe? Die Resultate mögen auf den ersten Blick erstaunlich wirken:
Gruppe 1 (Lob für Intelligenz) wählte zu 35% die schwierige Aufgabe
Gruppe 2 (Lob für Anstrengung) wählte zu 90% die schwierige Aufgabe
Gruppe 3 (kein Lob) wählte zu 55% die schwierige Aufgabe.
Wie lässt sich dies erklären? Dweck und andere Forscher/innen gehen davon aus, dass Kinder, die oft für ihre Intelligenz gelobt werden, Übung nicht für sinnvoll halten. Die Kinder in Gruppe 1 haben ja bereits bewiesen, dass sie intelligent sind - weshalb sollten sie sich dann noch weiter anstrengen und die schwierige Aufgabe bearbeiten?
Eine zweite Erklärung könnte im Umkehrschluss liegen. Die Kinder könnten sich denken: "Wenn die mich intelligent findet, weil ich die Aufgaben gut gelöst habe - was hält sie dann von mir, wenn ich die schwierige Aufgabe nicht lösen kann? Bin ich dann dumm?" Aus Angst vor Statusverlust gehen sie Herausforderungen lieber aus dem Weg.
Die Kinder der Gruppe 2 hingegen haben erfahren, dass die Versuchsleiterin sie schätzt, wenn sie sich Mühe geben. Da liegt es nahe, die schwierige Aufgabe zumindest zu versuchen...
Wenn wir möchten, dass sich unsere Kinder Mühe geben, dann sollten wir ihnen für Dinge Anerkennung zeigen, die sie aktiv beeinflussen können. Wir könnten uns mit ihnen darüber freuen, dass sie:
- sich früh genug vorbereitet haben
- sich im Unterricht beteiligen
- sich angestrengt haben
- es nochmals versucht haben
- von alleine angefangen haben
- die neue Lerntechnik ausprobiert haben
Motivation Tipp 3: Achten Sie darauf, wofür Sie Ihrem Kind Anerkennung zollen
Bereits im letzten Tipp ging es um das Thema Anerkennung. Wir haben darauf hingewiesen, dass Kinder sich eher anstrengen, wenn sie für Aspekte positive Rückmeldungen erhalten, die sie selbst beeinflussen können (z.B. sich Mühe geben / früh genug mit dem Lernen anfangen / eine neue Lernstrategie ausprobieren) und es die Motivation sogar negativ beeinflussen kann, wenn man Kindern mitteilt, wie begabt oder intelligent sie seien.
Schauen wir uns noch etwas genauer an, worauf wir bei diesem Thema achten können.
Viele Eltern loben zwar häufig, aber sehr allgemein und auf das Ergebnis bezogen. Sie sagen etwas wie: "Toll", "gut", "das hast du schön gemacht".
Oft zeigt sich, dass sich die Kinder nach solchem Lob darum bemühen, es "gut" zu machen. Manchmal mit dem Nebeneffekt, dass sie sich weniger getrauen, kreativ zu sein, sich auszuprobieren und eigene Wege zu gehen.
Wenn wir solche Tendenzen bei unserem Kind bemerken, können wir ihm durch unser Interesse und unsere Worte signalisieren, dass wir seine Selbständigkeit, Ausdauer oder Kreativität schätzen.
Will ein Kind immer wissen, ob es alles richtig gemacht hat und ist es daher kaum bereit, etwas selbst zu versuchen, könnten wir sagen:
"Wow - heute bist du aber alleine richtig weit gekommen."
"Ich habe das Gefühl, du bist in letzter Zeit viel selbständiger geworden - vor allem bei den Hausaufgaben. Ich wollte dir sagen, dass mich das sehr freut."
"Hey, jetzt hast du diese beiden Aufgaben selbst gelöst - was meinst du, schaffst du diese auch noch alleine?"
Gibt ein Kind immer gleich auf, könnte es beispielsweise Anerkennung erhalten, wenn es etwas beharrlicher ist:
- "Hey toll, dass du es nochmal versucht hast!"
- "Ich habe das Gefühl, dass du hartnäckiger an Aufgaben dran bleibst als früher!"
- "Ich weiß - es kommt dir manchmal so vor, als wäre das alles nicht zu schaffen - es ist nicht einfach, dann trotzdem weiter zu machen. Heute bist du dabei geblieben und ich finde, es hat sich richtig gelohnt."
Wenn Sie möchten, können Sie sich überlegen:
- Welche Eigenschaft (Beharrlichkeit, Selbständigkeit) Ihrem Kind weiterhelfen würde.
2. Wann sich Ihr Kind bereits (in Ansätzen) auf diese Weise verhält.
3. Wie Sie Ihrem Kind Anerkennung zeigen könnten, wenn es kleine Schritte in die richtige Richtung unternimmt.
Im folgenden Video erfahren Sie noch etwas genauer, wie Sie durch entsprechende Rückmeldungen die Konzentrationsfähigkeit Ihres Kindes verbessern können:
Vielleicht sind Sie - wie viele Eltern in unseren Seminaren - erstaunt, wie rasch Ihr Kind darauf reagiert.
Lernmotivation Tipp 4: Interesse zeigen
Anerkennung lässt sich auch über Interesse ausdrücken.
Hat Ihr Kind eine Zeichnung angefertigt, können Sie ihm sagen, dass Ihnen die Zeichnung gefällt. Vielleicht bedeutet es Ihrem Kind aber mehr, wenn Sie sich zum ihm setzen und es fragen:
- Hui – was hast du denn da gezeichnet?
- Piraten! Was gefällt dir an Piraten?
- Hey hier hat einer ein Holzbein. Hast du auch einen mit Augenklappe gezeichnet?
- Der hier spießt ja einen anderen mit dem Säbel auf – grausam. Wen greifen die denn an? Wozu?
Das Tolle an solchen Fragen ist, dass Sie Interesse an der Tätigkeit und nicht am Resultat zeigen. Werden Kinder regelmäßig für „schöne Zeichnungen“ gelobt, kann man oft zusehen, wie die Zeichnungen nach und nach „schöner“ werden – und braver, unkreativer und langweiliger. Bis am Ende – wie es mal jemand pointiert ausgedrückt hat - beim Kunstlehrer in der zehnten Klasse 25 schöne Zeichnungen an der Wand hängen, die sich dermaßen ähnlich sehen, dass die Schüler/innen selbst nicht mehr wissen, welches ihre war.
Mit Fragen ermuntern Sie Ihr Kind nicht nur weiterhin zu zeichnen, sondern auch seine eigenen Interessen zu verfolgen und kreativ zu bleiben.
Zeichnung: Ein Wildschwein wird wütend und schießt zurück aus Fabians kreativen Tagen ;-)
Lernmotivation Tipp 5: Der richtige Ort
Der richtige Ort kann die Motivation beträchtlich erhöhen. Falls Sie Sport treiben, haben Sie vielleicht auch schon die folgende Erfahrung gemacht: Sie sind hundemüde und fühlen sich ganz und gar nicht nach Bewegung – aber sobald Sie im Tanzstudio, Fitnesscenter, Dojo, der Tennishalle oder auf Ihrer gewohnten Laufstrecke sind und in Ihrem Sportdress stecken, kommt die Energie fast von alleine. Solche Effekte kommen durch Konditionierung zustande.
Nun gibt es viele Lernratgeber, die deswegen empfehlen, dass ein Kind immer am gleichen Ort lernen sollte. Ein guter Tipp, solange ein Kind bisher gute Lernerfahrungen an diesem Platz gemacht hat.
Ein schlechter Rat, wenn dieser Ort für das Kind mit Konflikten, Mühsal und Stress verbunden ist. In diesem Fall hat eine negative Konditionierung stattgefunden: Der Ort alleine löst bereits Frust und Lähmung aus: Sobald ihr Kind an seinem Schreibtisch sitzt, schläft ihm schon fast das Gesicht ein.
In diesem Fall ist es sinnvoll, den Ort zu wechseln und einmal in der Küche, ein andermal im Wohnzimmer zu lernen. Achten Sie darauf, wo sich Ihr Kind am besten konzentrieren kann und machen Sie dies zum neuen Lernort.
Teilweise zeigen sich dabei Überraschungen. Wir arbeiten beispielsweise oft in Cafés und können uns dort sehr gut konzentrieren. Dort ist zwar etwas los, es geht uns jedoch nichts an – und wir fühlen uns optimal aktiviert. Unsere Bücher entstanden fast alle in Cafés. Vielleicht fühlt sich auch Ihr Kind an einem Ort am wohlsten und produktivsten, den Sie nie und nimmer als Lernort gewählt hätten?
Lernmotivation Tipp 6: Der richtige Zeitpunkt
Wir alle haben einen sogenannten Biorhythmus: Zu bestimmten Zeiten sind wir leistungsfähiger als zu anderen. Viele Menschen haben beispielsweise ein Morgenhoch, ein Nachmittagstief und am späteren Nachmittag nochmals ein Hoch. Andere Menschen sind am Abend besonders leistungsfähig.
Generelle Empfehlungen wie:
- "Kinder sollten nach Hause kommen, eine halbe Stunde Pause machen und dann die Hausaufgaben erledigen"
sind daher immer nur bei manchen Kindern sinnvoll. Es kann jedoch sein, dass Ihr Nachwuchs ganz anders „tickt“. Eine Mutter meinte zu uns:
„Wir hatten jeden Tag Streit wegen der Hausaufgaben. Ich wollte, dass mein Sohn nach Hause kommt und sie gleich macht. Seit ich ihm erlaubt habe, die Hausaufgaben gleich nach dem Abendessen zu erledigen, haben wir keinen Streit mehr. Er scheint sie dann fast gerne zu machen. Ich dachte früher immer: Wenn er am Nachmittag schon zu müde dazu ist – wie soll er dann am Abend fit genug sein?“
Dieser Junge scheint eine ausgeprägte Nachteule zu sein. Wahrscheinlich fällt es ihm morgens schwer, in die Gänge zu kommen und er ist in den ersten Schulstunden müde, weil er abends nicht gut einschlafen kann. Dagegen lässt sich wenig ausrichten. Ein Entgegenkommen ist aber zumindest bei den Hausaufgaben möglich.
Falls Sie nun denken: „Mein Kind möchte die Hausaufgaben auch immer später machen – aber ich glaube nicht, dass das klappt“ – dann dürfte Sie unser nächster Tipp interessieren.
Lernmotivation Tipp 7: Der Hausaufgabenvertrag
Im letzten Tipp haben wir geschrieben, dass Menschen zu unterschiedlichen Tageszeiten Leistungshochs haben – und es sein kann, dass sich ein Kind am Abend viel besser konzentrieren kann und viel motivierter ist als am Nachmittag. Viele Eltern haben jedoch ein ungutes Gefühl dabei, ihre Kinder mit unterschiedlichen Zeitpunkten experimentieren oder das Kind sogar selbst entscheiden zu lassen, wann es die Hausaufgaben macht. Sie haben Angst, das Kind würde diese Freiheit ausnutzen.
Dem können Sie entgegenwirken, indem Sie feierlich einen Vertrag aufsetzen. Dieser könnte folgendermaßen lauten:
Mit dem Vertrag vermitteln Sie Ihrem Kind indirekt, dass es mehr Freiheit erhält, wenn es bereit ist, mehr Verantwortung zu übernehmen.
Zeigt sich hingegen, dass Ihr Kind mit dieser Freiheit noch überfordert ist, geht die Verantwortung bis Ende Monat an Sie als Eltern zurück. Vielleicht haben Sie und Ihr Kind in diesem Fall Lust, zu diskutieren, wie Ihr Kind sich selbst besser motivieren und sich selbst an die Hausaufgaben erinnern kann – und wer weiß, vielleicht probieren Sie es nächsten Monat nochmals aus - mit einem besseren Ergebnis?
Lernmotivation Tipp 8: Lesemuffel motivieren
Im Laufe der Zeit haben wir viele Eltern beraten, deren Kinder nicht gerne lesen, häufig aufgrund einer Lese-/Rechtschreibschwäche bzw. Legasthenie oder Lese-/Rechtschreibstörung.
Oft hatten die Eltern von der Schule den Auftrag erhalten, regelmäßig 10 bis 15 Minuten mit dem Kind zu lesen, um Rückstände aufzuholen. Keine einfache Sache! Die Kinder weigern sich oft dagegen und möchten lieber Lego spielen oder nach draußen gehen.
Das Vorhaben wird meist leichter, wenn Sie den richtigen Zeitpunkt wählen. Angenommen, Sie unterbrechen Ihr Kind während des Lego-Spiels und fordern es zum Lesen auf - dann kommt das Lesen einer Bestrafung gleich.
Viele Kinder gehen jedoch abends gar nicht gerne schlafen. Wir haben diesen Umstand schon oft genutzt und die Eltern nach der Bettgehzeit ihres Nachwuchses gefragt. War beispielsweise um 21 Uhr Schlafenszeit, haben wir den Eltern folgendes vorgeschlagen: „Fragen Sie Ihr Kind um 21 Uhr: Möchtest du lieber gleich schlafen oder noch 15 Minuten mit mir lesen?“ Sehr viele Kinder waren in diesem Fall durchaus bereit für eine Leseübung. Soll sich das Kind zwischen „lesen und schlafen“ entscheiden, wird es eher lesen wollen, als wenn es sich zwischen „lesen und Lego“ entscheiden soll.
Natürlich sollte das Kind immer noch genügend Schlaf erhalten – aber meist kommt es auf 15 Minuten nicht an. Sie können ähnlich vorgehen, wenn Ihr Kind ein wenig älter wird: Bauen Sie eine Zeit ein, in der das Kind im Bett sein muss, aber noch lesen darf, anstatt das Kind einfach länger aufbleiben zu lassen.
Weitere Ideen, damit Ihr Kind motivierter liest, erhalten Sie im folgenden Video:
Lernmotivation Tipp 9: Gemeinsam geht es leichter
Viele Kinder sind schlicht und einfach ungern alleine. Wird erwartet, dass sie ihre Hausaufgaben im Kinderzimmer am Schreibtisch erledigen, fühlen sie sich schnell isoliert. Nicht wenige Kinder reagieren darauf, indem sie ständig aus dem Zimmer kommen, um ihren Eltern Fragen zu stellen. Manche werden immer unselbständiger – nicht, weil sie es nicht alleine könnten, sondern weil sie nicht alleine sein wollen.
Die einfache Lösung für dieses Problem: Lassen Sie Ihr Kind neben sich arbeiten, während Sie etwas anderes tun. Sagen Sie Ihrem Kind, dass Sie sich konzentrieren müssen und es sich Fragen aufschreiben soll, um diese am Ende zu stellen. Wenn Ihr Kind Sie unterbricht, können Sie es jeweils darauf hinweisen, dass es gerne neben Ihnen arbeiten darf, solange es sich die Fragen aufschreibt und Sie für eine vorher festgelegte Zeit nicht unterbricht.
Fabians Vater war Lehrer und hat nach dem Abendessen meist noch einen Spaziergang zum Schulhaus gemacht, um in seinem Klassenzimmer Prüfungen zu korrigieren oder Lektionen vorzubereiten. Musste Fabian als Jugendlicher eine Prüfung vorbereiten, ist er gerne mitgegangen. Er setzte sich an ein Schülerpult und bereitete die Prüfung vor, während sein Vater am Lehrerpult arbeitete. Auf dem Hin- und Rückweg hatten die beiden oft gute Gespräche und das Lernen am Abend fühlte sich bedeutend weniger anstrengend an, wenn man nicht als Einziger „leiden“ musste.
Wie ist das bei Ihnen zu Hause? Welche Erfahrungen haben Sie mit dem gemeinsamen Arbeiten gemacht? Und mit welchen Tätigkeiten lässt sich das Hausaufgabenmachen am besten kombinieren?
Lernmotivation Tipp 10: Fortschritte auf Übung zurückführen
Wir sind dann motiviert, wenn wir das Gefühl haben, durch unser eigenes Handeln etwas bewirken zu können. Als Mutter oder Vater können Sie Ihrem Kind zeigen, dass seine Anstrengungen zu Fortschritten führen, indem Sie es immer wieder darauf hinweisen. Mit simplen Feststellungen geben Sie Ihrem Kind das Gefühl: Was ich tue, bringt etwas!
Sie könnten beispielsweise zu Ihrem Kind sagen:
-Ich habe das Gefühl, dass du viel flüssiger liest, seit wir am Abend jeweils 15 Minuten zusammen lesen. Was meinst du dazu?
-Ich finde, dass du dir mit dieser neuen Textlernstrategie die Texte viel schneller merken kannst…
-Du siehst so stolz aus, dass ihr gewonnen habt! Das harte Training scheint sich ausgezahlt zu haben!
Ein Vater in einem unserer Seminare bastelte mit seinem Sohn eine Schatzkiste. In diese Kiste kam alles, worauf der Kleine stolz war: Schwimmabzeichen, tolle Aufsätze, ein Buch, das er selbst von vorne bis hinten gelesen hatte. Von Zeit zu Zeit warfen die beiden einen Blick auf die alten Schätze. Der Sohn war erstaunt, wie viel er in kurzer Zeit dazugelernt hatte. Kinder machen in den ersten Schuljahren riesige Fortschritte: Wenn wir ihnen Texte vom Vorjahr oder alte Rechentests zeigen, sehen sie, wie viel mehr sie nun können.
Je mehr man ein Kind aktiv darauf hinweist, welche Fortschritte es sich selbst durch seine Anstrengungen erarbeitet hat, desto sicherer wird es, dass es auch zukünftige Herausforderungen meistern kann.
Im Fußball kann man in die nächst höhere Liga kommen, im Karate oder Judo erhält man mit jeder Prüfung einen „höheren“ Gurt und die Helden in Videospielen sammeln Erfahrungspunkte und steigen mit der Zeit ein Level auf. Ein Kind, das das Einmaleins lernen musste, zog von sich aus den Vergleich zu seinen Computer-Spiel-Helden: „Das ist wie in meinem Spiel: Je mehr ich etwas tue, desto mehr Erfahrung sammle ich, bis ich eine Stufe aufsteige!“ Die Meister-Stufe hat es zusammen mit seinem Vater so definiert, dass es 100 Rechnungen in fünf Minuten lösen kann.
In Computerspielen werden die Fortschritte zum Beispiel durch schön gestaltete Fähigkeitsbäume dargestellt. Man sieht und spürt, wie der Held sich entwickelt. Wie merkt Ihr Kind, wie es sich entwickelt und dazulernt?
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Fabian Grolimund und Stefanie Rietzler sind Psychologen und leiten gemeinsam die Akademie für Lerncoaching in Zürich.